Colours of Bollywood
  Fanaa - Review
 

Fanaa

Indien 2006, Yash Raj Films
Darsteller: Aamir Khan, Kajol,

ein Bild
STORY:
"Choices- to choose between right or wrong is simple, but what defines one’s life is the decision between the greater of two goods or the lesser of two evils."

Diese Weisheit gibt Zoonis Vater ihr mit auf den Weg. Die blinde Zooni (Kajol) führt ein wohlbehütetes Leben im Hause ihrer Eltern, zu denen sie ein liebevolles Verhältnis hat. Doch ihre Eltern sind sich auch bewusst, dass Zooni ihren eigenen Weg gehen, ihr eigenes Glück finden und auch andere Seiten des Lebens kennen lernen muss. Sie lassen Zooni zusammen mit drei Freundinnen und deren Tanzensemble nach New Delhi fahren, wo sie am Nationalfeiertag an einer Darbietung mitwirken soll.

Kaum in Delhi angekommen, lernt sie den smarten, charmant-frechen Rehan (Aamir Khan) kennen, der als Reiseführer engagiert ist. Zooni fühlt sich zu Rehan hingezogen und schlägt sämtliche Warnungen ihrer Cousine Fatty in den Wind. Und auch Rehan ist fasziniert von Zoonis lebensfroher Ausstrahlung, ihrer Schönheit, der Reinheit ihres Wesens und vor allem von der Stärke, mit der sie mit ihrer Blindheit umgeht. Wider besseres Wissens und entgegen aller Warnungen verliebt sie sich in Rehan. Die beiden verbringen eine Nacht miteinander. Am nächsten Morgen erwacht Rehan allein in seinem Bett. Zooni hat ihre Koffer für die Rückreise längst gepackt. In ihrem Gesicht kein Bedauern, keine Fragen, keine Tränen. Es ist Zoonis Schweigen, das Rehan zutiefst verwirrt. Er entdeckt an sich unbekannte, verdrängte Gefühle, die er nur langsam begreift. Doch als er sie endlich bereit ist zuzulassen, holt ihn seine Vergangenheit ein. Rehan und Zooni werden getrennt.

Sieben Jahre später begegnen sie sich wieder. Schwer verletzt schleppt sich Rehan durch den Schneesturm zu dem hell erleuchteten Haus im Tal. Er erkennt Zooni sofort, als sie ihm die Tür öffnet. Fassungslos starrt er in ihr Gesicht, nicht fähig, etwas zu sagen. Sein Blick bleibt schließlich bestürzt an dem kleinen Jungen an ihrer Seite hängen, bevor er bewusstlos zusammenbricht. Zooni bringt den Verletzten ins Haus und versorgt seine Wunden. Für sie und ihre Familie ist er ein Fremder, deren Hilfe er bedarf. Wer der Fremde ist, der bei ihnen für ein paar Tage als Gast im Haus wohnt, weiß Zooni nicht, doch mit der Zeit beginnt sie etwas zu fühlen, was ihr vertrauter erscheint, als es sollte. Und wieder ist es Rehan, der seiner Vergangenheit weder entkommen noch sie abzuschütteln vermag...

FAZIT:
WOW! Was für ein Film! "Fanaa" ist kein (in meinen Augen) für Bollywood typischer Unterhaltungsfilm, auch wenn es auf den ersten Blick so scheint. Auf jeden Fall sollte man sich "Fanaa" mit Herz und wachem Verstand ansehen, denn der Streifen verdient so viel mehr Aufmerksamkeit, als ihm mitunter zuteil wird. Für mich zählt er einfach zu DER Entdeckung des Jahres 2006.
Wer den Film noch nicht kennt, sollte den kommenden Abschnitt besser überspringen oder erst dann lesen, wenn er "Fanaa" gesehen hat, denn in meiner Zusammenfassung werden doch etliche inhaltliche Aspekte abgehandelt. Und weil ich von "Fanaa" auch nach dem x-ten Mal ansehen uneingeschränkt angetan bin, wird die Review dementsprechend ein klein wenig  länger ausfallen.

Die beiden Darsteller – Kajol als Zooni und Aamir als Rehan - haben mich mit ihrer schauspielerischen Leistung einfach nur umgehauen. Man merkt, dass sich Kajol deutlich weiterentwickelt hat, ihre Rollen lassen mehr Tiefgang erkennen. In der Rolle der Zooni ist sie über sich selbst hinausgewachsen. Eine blinde Frau derart glaubwürdig darzustellen, hat mich beeindruckt, wobei ich geneigt bin zu behaupten, dass Aamirs Charakter als Rehan beinahe noch mehr hergegeben hat als Kajols. Seine Rolle gestattete ihm, die Facetten des Guten und des Bösen voll auszukosten. Und das hat er zum Glück des Zuschauers auch getan.

Die Chronologie von "Fanaa" ist geschickt in Szene gebracht. Die erste Halbzeit kommt bittersüß daher: unendlich romantisch, herzergreifend, melancholisch, menschlich. Kajol und Aamir harmonieren so perfekt, dass man seine Augen überhaupt nicht mehr vom Bildschirm wenden mag. Was mir an Aamirs Figur alias Rehan besonders gut gefiel, war seine Offenheit Zooni gegenüber. Mehr als einmal gibt er ihr unmissverständlich zu verstehen, dass er sie nicht liebt. Das wird besonders bei der Sequenz deutlich, als sie ihm sagt, dass sie ihn mag. "Dein Leben ist kostbar. Verschwende es nicht an irgendeinen; verschwende es nicht an mich", antwortet er und meint es auch so.

Es gibt unheimlich viele, kleine Szenen in diesem Film, die man aufmerksam verfolgen sollte, um die ein oder andere Handlung der Protagonisten bzw. das, was daraus folgt, zu verstehen. Und das ist nicht schwer, dank einer emotional Achterbahn fahrenden, wunderbaren, überraschenden Kajol und dem besonders in diesem Film vielschichtigen Aamir Khan, der nicht nur in Bollywood zu Recht als Ausnahme-Schauspieler gilt. Ich könnte noch stundenlang über gewisse Szenen im Film philosophieren, doch das würde den Rahmen einer Rezension sprengen .

Auf ein, zwei Dinge möchte ich trotzdem noch eingehen: Einige meinen, "Fanaa" würde im zweiten Teil unlogisch sein und mächtig abbauen. Diese Ansicht teile ich nicht. Der erste Teil erzählt noch eine zart aufkeimende Liebesgeschichte mit einigen denkwürdigen Zwischenfällen. Dann gibt es einen klaren, scharfen Schnitt und die Story entwickelt sich weiter. Logischerweise in eine andere Richtung, als es die meisten gerne hätten. Sie muss sich auch weiterentwickeln. Ich glaube, viele vergessen einfach, dass es sich hier um KEINEN typischen, "reinen" BW-Film handelt.

Viele bemängeln beispielsweise ferner, dass im Film nicht nachvollziehbar sei, warum Rehan zum Terroristen wurde. Für mich ist das offensichtlich, wenn man sich den Film richtig ansieht und auch auf die leisen Zwischentöne hört/achtet. Ganz platt ausgedrückt: Rehans Entwicklung ist das Ergebnis seiner Erziehung und seines sozialen Umfelds. Irgendwann im Film kommt das seitens Rehans auch zur Sprache (Eltern verstorben, als er 3 Jahre alt war, wurde aufgezogen vom Großvater, der selbst Drahtzieher einer terroristischen Organisation ist etc.). Man muss nur genau hinschauen . Natürlich hätte man Rehans Beweggründe ein wenig näher beleuchten können, aber meines Erachtens ist das nicht wirklich relevant für die Geschichte.

Wie die Geschichte endet, wird selbstverständlich nicht (!) verraten. Das müsst ihr selbst herausfinden. Für mich war es mehr als schlüssig. Aber schaut ihn euch an und urteilt selbst. Für mich zählt Fanaa auf jeden Fall zu einen der sehenswertesten Filme des Jahres 2006 mit einem grandiosen Aamir Khan und einer starken Kajol.

Ach ja, beinahe hätte ich den Soundtrack vergessen: Der ist einfach nur grandios. Jeder Song ein absoluter Ohrwurm, der einem nicht mehr aus dem Kopf gehen will.


Written by Tum
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